BMW Welt: Firmenarchitektur mit Stahlträgern von ArcelorMittal

Die Architektur des BMW Erlebnis- und Auslieferungszentrums in München steht ganz im Dienst der Marke: aus dem emblematischen Doppelkegel entspringt eine wolkenähnliche Dachkonstruktion, welche die verschiedenen Funktionsbereiche umfasst. ArcelorMittal lieferte 3000 HE-Träger.

Beschreibung

Innovation, Dynamik, Offenheit, Flexibilität – diese Eigenschaften der Marke BMW sollten sich in der Architektur des neuen Gebäudes widerspiegeln und dabei den höchsten Maßstäben moderner Gebäudetechnik und Technologie entsprechen: ein Low-Tech Konzept unter dem Einsatz von High-Tech Methoden.

Die Dachkonstruktion besteht aus 2 Trägerrostlagen, verbunden durch diagonale Fachwerksstreben, und wirken zusammen als räumliches Tragwerk. Vertikal aufgelagert ist die Konstruktion auf dem Doppelkegel, der als eigenständiger Baukörper ausgebildeten Lounge und 11 Stützen.

Raum- und Funktionskonzept

Die insgesamt 75 000m2 umschließen verschiedene Funktionsbereiche, welche dem Konzept entsprechend visuell und räumlich integriert sind, sowohl innerhalb der BMW Welt als auch mit der Umgebung, dem Olympiapark und dem Konzerngelände, u.a. der Zentrale, dem von Karl Schwanzer in den 70er Jahren erbauten „Vierzylinder“.

Das heute als „Doppelkegel” bekannte Bauwerk hat eine primäre Aufgabe: die Fahrzeugauslieferung zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Die BMW Welt ist in folgende funktionelle Bereiche gegliedert:

- Premiere: das Herzstück der Fahrzeugauslieferung. In einem transparenten Glasaufzug werden die Neuwagen von den Werkstätten und Arbeitsräumen der Untergeschosse auf eine von allen Seiten einsehbare Übergabebühne gebracht, wo sie den Kunden auf Drehtellern präsentiert werden.

- Lounge: der Teil des Auslieferungszentrum, welcher nur Abholern von Neufahrzeugen zugänglich ist, mit Rezeption und Rückzugsmöglichkeiten.

- Forum: ein Auditorium mit einer Kapazität von 800 Personen und ein 20 m frei auskragender Tagungsbereich mit entsprechenden Versorgungsinstallationen wie Cateringküche, Lieferzonen, Garderoben etc.

- Restaurantturm mit 2 Hauptgastronomieeinheiten, begehbaren Oberflächen und Terrassen im Innen- und Außenraum, Ausstellungs- und Verkaufsflächen, Kinder- und Jugend-Erlebnisbereich (Junior Campus), Verwaltungs- und Personalbereiche u.v.m.

- Doppelkegel: Veranstaltungsbereich auf mehreren Ebenen, Bühne mit Infrastrukturanschlüssen für verschiedene Events (Konzerte, Ausstellungen, etc.)

Das Neben- und Miteinander dieser Bauteile als begehbare Skulpturen bildet eine urbane Landschaft, das sich aus dem Doppelkegel entwickelnde Dach überspannt diese nahezu frei und sorgt für eine weitere räumliche Differenzierung. Alle Bereiche im Inneren sind über leichte, weit gespannte Brückenkonstruktionen miteinander verbunden.

Nachhaltiges Klimakonzept

Der direkte und indirekte Einsatz von natürlichen Ressourcen soll helfen, das Gebäude mit geringst möglichem Energieverbrauch zu betreiben.

Alle gläserne Hüllflächen verfügen – gemäß der Wärmeschutzverordnung – über einen geringen Wärmedurchgangskoeffizienten, Boden und teilweise Wandstrukturen erhöhen die Speicherfähigkeit, viele große Innenzonen erfahren nur äußere Belastung von oben in Form von tiefen Temperaturen und Sonneneinstrahlung.

Thermische Aufwärtsströmungen und Warmluftpolster werden im Dach direkt nach außen abgeführt. Das Gebäude verfügt über direkte Belüftungsmöglichkeiten in den Wand- und teilweise auch in den Dachrandflächen, bei Außentemperaturen unter 5º C kann teilgelüftet werden. Übersteigen die Außentemperaturen 20ºC, können die Glasflächen großflächig geöffnet werden und der Innenraum wird somit zum Außenraum. Die dadurch entstehenden quellluftähnlichen Strömungen sorgen für Durchlüftung von unten nach oben. Bei Temperaturen unter +5º C und über 25º C bleibt das Gebäude geschlossen, um zu hohe Wärmeeinträge bzw. -verluste zu vermeiden.

Für bestimmte Funktionsbereiche mit speziellen Anforderungen wurden lokale  „Insellösungen” entwickelt. Diese spielen besonders im Herzstück der BMW Welt, dem Bereich der Fahrzeugübergabe, eine wichtige Rolle: die entstehenden Abgase werden über eine bodennahe Absauganlagen abgeleitet um die Luftqualität zu erhalten.

Aufgrund der kommunikativen Wirkung der Dachdraufsicht als 5. Fassade kam nur eine horizontale Photovoltaikanlage in Frage. 3660 spezielle hochwertige schwarze Glas-Folien-Solarmodule auf einer Fläche von 8000 m2 produzieren eine Nennleistung von 810 kWp und sind in eine Edelstahldeckung integriert, die über der eigentlichen Dachentwässerungsebene liegt.

Zusätzliche Informationen:

Gebäude: die Grundstücksfläche beträgt ca. 25.000 m2, mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 73.000 m2 (davon 40% oberirdisch ca. 28.500 m2 und unterirdisch ca. 44.500 m2 = 60 %)
Insgesamt verfügt das Gebäude über 7 Geschosse davon sind 3 ober- und 4 unterirdisch.

Die maximale Gebäudelänge beträgt 180 m, bei einer maximalen Breite von 130m und 30 m an der höchsten Stelle.

Ausführung Rohbau: Insgesamt wurden ca. 60 000 m³ Beton, 8 500 t Bewehrungsstahl und 4000 t Stahl (davon 1/4 im Doppelkegel) verbaut, 14.500 m2 Glas und 10.000 m2 Edelstahl waren für Dach- und Fassadenverkleidungen notwendig.

Die Dachkonstruktion mit einer Fläche von 16.000 m2 wurde während der Bauphase von 26 Rüsttürmen gestützt. Das Dach wurde mit Hydraulikpressen gehoben und schließlich auf die 11 Stützen des Gebäudes selbst abgelastet.

Bei Temperaturschwankung kann sich das Dach mindestens 8 cm bewegen, diese Bewegungen werden am Dachrand durch einen Knick in der Fassade aufgenommen, der wie eine Feder wirkt. Auf diese Weise können Bewegungsfugen etc. entfallen.

Der Doppelkegel hat eine Höhe von 28 m, mit 45 m Durchmesser. Er besteht aus 820 t Stahl, 900 verschiedene Glaselemente mit einem Achsraster von 5,5 m wurden für die Kegelfassade von insgesamt 2.850 m2 gefertigt.

Beteiligte Firmen:

Generalplaner: COOP HIMMELB(L)AU, Wolf D. Prix / W. Dreibholz & Partner ZT GmbH
- Ausführungsplanung Massivbau, Ausbau, Ausschreibungen, Objektüberwachung: Schmitt, Stumpf, Frühauf + Partner, München, Deutschland
- Tragwerksplanung: B+G Ingenieure, Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt, Deutschland & Schmitt, Stumpf, Frühauf + Partner, München, Deutschland
- Heizung, Lüftung, Sanitär, Sprinkler: Kühn Bauer + Partner, München, Deutschland
- Elektroplanung und Fördertechnik: PRO Elektroplan, Ottobrunn, Deutschland
- Lichtplanung: AG-Licht, Bonn, Deutschland
- Bauphysik, Bauakustik, Raumakustik, Windgutachten: Büro Dr. Pfeiler, Graz, Österreich
- Fassadenplanung: Emmer Pfenninger + Partner AG, Münchenstein, Schweiz & R+R Fuchs, München, Deutschland
- Bühnentechnik: Theater Projekte Daberto+Kollegen, München, Deutschland
- PV Anlage: Transsolar, Klima Engineering, Stuttgart, Deutschland
- Freianlagen: realgruen Landschaftsarchitekten, München, Deutschland
- Brandschutz: Kersken & Kirchner, München, Deutschland
- Höhenzugangsplanung: TAW Weisse, Hamburg, Deutschland
- Verkehrsplanung: Lang & Burkhardt, München, Deutschland
- Tiefbau, Straßenbau: Ingenieurbüro Schoenenberg, München, Deutschland
- Leitsysteme: Büro für Gestaltung / Wangler & Abele, München, Deutschland
- Prüfingenieur: Zilch, Müller, Henneke, München, Deutschland

Projektinformationen:

  • München
  • Deutschland
  • Architekt:
    COOP HIMMELBLAU
    Wolf D. Prix / W. Dreibholz & Partner ZT GmbH
  • 2001-2007
  • Bauherren:
    BMW AG
  • Ingenieurbüro:
    B+G Ingenieure, Bollinger und Grohmann GmbH
  • Fotograf:
    ©Marcus Buck
    ©Duccio Malagamba
    ©Ari Marcopoulos
  • Text & Pläne:
    ©COOP HIMMELBLAU