Landesarchiv Nordrhein-Westfalen: Tragwerksoptimierung des neuen Speicherturms mit Cofrastra® Verbunddeckenprofilen

Aus dem prominenten Speichergebäude der 1930er Jahre im Innenhafen von Duisburg ragt ein neuer Turm heraus. Dank dieser Erweiterung, die auf der Idee beruht, einen "Speicher im Speicher" zu schaffen, kann nun das gesamte Material des Landesarchivs in diesem renovierten Gebäude gelagert werden. ArcelorMittal lieferte Cofrastra® 56 Verbunddecken für das Stahltragwerk der Turmkonstruktion.

Beschreibung

Stadtplanung & Architektur

Der am Duisburger Innenhafen gelegene verklinkerte Stahlbeton-Getreidespeicher der RWSG-Speicher entstand im Jahre 1936. Auf acht Geschossen wurde Getreide als Schüttgut gelagert. Durch das präzise ausgeführte Stahlbetonskelett ist der Speicherbau ein gutes Beispiel des armierten Betonbaues.

Das Landesarchiv NRW zeigt sich zur Autobahn A 40 und zum Innenhafen Duisburg als markante ziegelrote Baufigur. Das vorhandene Speichergebäude wurde durch einen 20-geschössigen Archivturm im Zentrum ergänzt. Das Archivgut des Landes kann nun prägnant sichtbar aufgenommen werden. Die Öffnungen und die Dachflächen des bestehenden Speichers wurden geschlossen. Der neue Speicherturm setzt sich mit feiner Ornamentierung von der alten Klinkerstruktur ab. Das Gebäude nimmt Archivalien in Regalen mit einer Länge von insgesamt 148 Kilometern auf.

Das Foyer liegt im Schnittpunkt des Speichers und des Neubaus, der sogenannten "Welle", und stellt einen angemessenen Eingang für das neue Landesarchiv dar. Foyer und öffentliche Bereiche öffnen sich zur Uferpromenade. Im Innern des Foyers blickt man durch große „Bullaugen“ in das gesammelte Archivmaterial.

Von hier aus wächst der Neubau nach Osten in das Baufeld hinein. Im fünfgeschossigen Anbau, der sich wellenförmig entlang des Innenhafens erstreckt, sind Foyer, Verwaltung und zusätzliche Funktionen untergebracht. Der Ziegelplatz am Schwanentor wird zum Straßenraum hin hervorgehoben.

Archivturm: Architektur & Tragwerkskonzept

Grundlegendes Gestaltungselement ist eine massive Außenhaut aus Ziegeln, die dem Archivturm eine skulpturale Optik gibt. Die technisch erforderlichen Fassadenelemente, wie Entwässerungsrinnen, Fassadensicherungen etc., sind so ausgebildet, dass sie optisch in den Hintergrund treten. Das Denkmal bleibt in seiner historischen Struktur und Funktion ablesbar. Durch Vor- und Rücksprünge im Mauerwerk entstand ein fein gegliedertes Ornament. Das Bestandsmauerwerk besteht aus Vollziegeln in einem historischen Ziegelformat mit den Abmessungen 25/12/6,5 cm. Die neu errichteten Außenmauerwerke wurden ebenfalls in diesem Format erstellt. Die vorhandenen Fenster des Speichergebäudes wurden durch Ausmauerungen aus Ziegeln ersetzt.
 
Die Farbigkeit und Textur der neuen Ziegel greift die ursprüngliche Oberfläche der Bestandsziegel auf, die durch ihre Patina Zeugnis der Industriegeschichte Duisburgs sind. Subtil differenzieren sich neue und alte Bauteile.

Die Architekten von O&O Baukunst entwickelten mit den Ingenieuren von Osd die Idee, einen „Speicher im Speicher“ zu bauen und den Neubau als Turmbauwerk in das bestehende Speichergebäude zu integrieren.

Die Konstruktion wurde aufgeteilt in einen äußeren Stahlbetonturm, welcher die Horizontallasten abträgt sowie die Funktion der Gebäudehülle übernimmt, und eine innere Stahlkonstruktion zur Abtragung der Archivlasten. Bei einer Stahlkonstruktion sind die Verformungen genau zu prognostizieren und die hohen Anforderungen von l/1000 mit entsprechender Sicherheit bei der manuellen Bedienung einzuhalten.

Stahl von ArcelorMittal: Verbunddeckenprofile

ArcelorMittal Construction Deutschland hat die Deckenbleche für die Verbunddecken des neuen Archivturms geliefert. Insgesamt wurden um die 12.000 m2 Cofrastra® 56 Bleche verbaut, um das Tragwerk des 76 m hohen Erweiterungsbaus zu optimieren.

Aspekte der Nachhaltigkeit

Der Archivbau bewahrt dauerhaft die Dokumente des Landes NRW auf, weshalb das Gebäude konsequent auf Stabilität des Klimasystems und Schonung der Ressourcen ausgelegt ist. Der langfristig vorgesehenen Archivierung wird mit einem robusten und auf Beständigkeit ausgerichteten Gebäude Rechnung getragen.

  • Eine luftdichte Konstruktion zur Reduktion des Luftaustausches mit dem Außenklima wurde erreicht, indem die Fenster des bestehenden Speichers verschlossen wurden. Schädliche Auswirkungen des Tageslichtes und durch Sonneneinstrahlung können somit ausgeschlossen werden, eine energieeffiziente Beleuchtung reduziert zudem die internen Wärmelasten.
  • Der Zutritt in die Archivsäle wird durch Luftschleusen reguliert, um den Luftaustausch mit den anderen Bereichen des Gebäudes zu reduzieren. Die maximale Aufenthaltsdauer in den Magazinen ist auf 2 Stunden limitiert.
  • Alle Archivräume sind mindestens zur Hälfte mit Archivgut gefüllt, damit die feuchtigkeitsregulierende Wirkung des Papiers den bauphysikalischen Zielwerten entspricht.
  • Die erforderliche Wärmedämmung musste auf der Innenseite angebracht werden, um das äußere Fassadenbild des denkmalgeschützten Speichers zu bewahren.
  • Eingesetzt wurde das Prinzips der passiven Klimatisierung, ergänzt durch eine fein justierbare Teilklimaanlage zum Abbau der geringen internen Lasten. Kurzzeitige Luftfeuchtigkeit- und Temperaturschwankungen sind unbedingt zu vermeiden. Optimale Lagerbedingungen liegen bei einer Temperatur von 16° C mit einer Schwankung von nur +/-2° C und einer Luftfeuchte von 50 % mit einer Schwankung von maximal 5 %.

Projektinformationen:

  • Duisburg
  • Deutschland
  • Architekt:
    Ortner & Ortner Baukunst
  • 2014
  • Bauherr:
    Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Nordrhein-Westfalen, Duisburg
  • Ingenieurbüro:
    Harald Kloft, OSD GmbH & Co. KG
  • Bauunternehmen:
    Stahl + Verbundbau gmbh
  • Fotos:
    © O&O Baukunst
  • Text:
    © O&O Baukunst & Constructalia